Hall/Ilshofen. Einige Profivereine lassen ihre Fußballer wieder in Kleingruppen trainieren, unter Achtung der Abstandsregeln. Das führte bei Regionalligisten wie Kickers Offenbach, die unter Profibedingungen trainieren und spielen, zu Unverständnis. Man fühle sich benachteiligt, meinte Kickers-Geschäftsführer Thomas Sobotzik.
Bei den beiden am höchstklassig spielenden Vereinen des Altkreises Hall, dem TSV Ilshofen (Oberliga) und dem Landesligisten Sportfreunde Schwäbisch Hall, sieht man die neue Entwicklung völlig entspannt. Halls Trainer Thorsten Schift kann die Wiederaufnahme des Profi-Trainings nachvollziehen. „Niemand darf vergessen, dass das Fußballspielen deren Job ist. Und deshalb geht das auch in Ordnung, solange die Auflagen eingehalten werden.“ Dario Caeiro, Vorstand Fußball des TSV Ilshofen, sieht es genauso: „Bei einem Maschinenbauer arbeiten die Menschen ja auch weiter – unter Einhaltung der Regeln.“
Keine Forderungen
Aber deshalb Forderungen erheben, dass die eigene Mannschaft wieder trainieren soll, davon sind die beiden weit entfernt. Sowohl beim TSV Ilshofen als auch bei den Sportfreunden Schwäbisch Hall spielen Amateure, die einem Hauptberuf nachgehen. Womit aber nicht gesagt ist, dass die Spieler kein Geld erhalten. Das ist bei beiden Vereinen der Fall, auch wenn es weder hier noch dort ein großer Verdienst ist.
Aufgrund der derzeitigen Situation ist die finanzielle Situation für Sportvereine sehr schwierig. Sponsoren haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Und selbst Eigenveranstaltungen wie der Sparkassen-Bundesliga-Cup der A-Junioren in Schwäbisch Hall könnten Corona zum Opfer fallen. Mitorganisator Thorsten Schift will sich in den kommenden Tagen bei den teilnehmenden Vereinen ein Stimmungsbild verschaffen. Sollte der Cup nicht stattfinden, würde ein großer Baustein der Finanzierung bei den Sportfreunden Hall wegfallen.
Da unsicher ist, ob die laufende Saison zu Ende gespielt werden kann, fragten sowohl die Ilshofener als auch die Haller ihre Spieler an, ob diese auf einen Teil ihres Gehalts verzichten würden. Die Resonanz war so, dass Thorsten Schift sowie Vorstand Jürgen Lechner die Worte „sehr beeindruckend“ wählen, Dario Caeiro spricht von einer „fast unglaublichen Reaktion“. Alle Spieler zeigten sich ohne zu zögern bereit, auf Geld zu verzichten.
Beim TSV Ilshofen sollte der Verzicht prozentual gleich sein. „Das habe ich der Mannschaft vorgeschlagen“, so Caeiro. Doch letztlich gibt es individuelle Lösungen. Der Grund: „Zwei Drittel der Spieler verzichten freiwillig auf 100 Prozent. Damit hätte ich nie gerechnet“, zeigt sich Dario Caeiro dankbar über die Wertschätzung der Spieler zum Verein.
Bei den Hallern verzichten die Spieler jeweils auf prozentual das Gleiche. „Es zeigt den Charakter dieser Jungs“, meint Thorsten Schift, „und deren Verbundenheit zum Verein.“ Und es sei nicht selbstverständlich, dass Spieler auf Geld verzichten, selbst wenn es nicht deren Hauptjob sei. Denn rechtlich betrachtet steht den Spielern das Geld zu. „Wir haben auch einige Schüler und Studenten, für die es die einzige Einnahme ist. Die rechnen damit.“
Eventuell erfährt Caeiro heute Neues über die Lage in der Oberliga. Diese hat für heute Nachmittag zu einer Videokonferenz mit den 18 beteiligten Vereinen eingeladen. ruf