Die Trainer von den höherklassig spielenden TSV Ilshofen, TSV Obersontheim und der Sportfreunde Schwäbisch Hall rechnen damit, dass nur noch die Hinrunde zu Ende gespielt werden kann. Von Hartmut Ruffer
Warten – eine verlernte Kunst“ heißt ein Buch von Timo Reuter. Der Autor geht davon aus, dass einem die Gelassenheit verloren geht, wenn er nicht die Kunst des Wartens beherrscht. Außerdem würde sich auch keine Vorfreude einstellen. Amateursportler dürften die Kunst des Wartens zwangsläufig gelernt haben, schließlich wissen sie nicht, wann sie wieder ihrem Hobby nachgehen dürfen. Auch die Fußballer können nicht auf den Platz. Die Trainer der drei höherklassig spielenden Teams aus dem Haller Altkreis warten mit mehr oder minder großer Gelassenheit. Vorfreude gibt es, aber sie ist nicht ungetrübt.
„Den November haben wir noch durchtrainiert“, schaut Julian Metzger, Trainer des Oberligisten TSV Ilshofen zurück. Danach aber gab es keine Pläne mehr, die Spieler halten sich selbst fit, so gut es eben geht. Schon vor der Ankündigung des WFV (siehe Infokasten) war Julian Metzger klar, dass sein Team und er sich weiter gedulden müssen. Er selbst beschäftigt sich weiter mit der Trainingslehre, schreibt unter anderem einen Artikel für die DFB-Zeitung „Fußballtraining“. Das Zusammensein mit dem Team, das Scherzen auf dem Platz und in der Kabine – all das vermisst er.
Klassenerhalt in eigener Hand
21 Mannschaften sind in der Oberliga versammelt, sehr wahrscheinlich wird es sieben Absteiger geben, wenn die Saison gewertet wird. Und davon geht Julian Metzger auch aus. Zwar ist die vollständige Runde keine Option mehr und auch die Auf- und Abstiegsrunde wird es wohl aus Zeitgründen nicht geben können. Aber der Abschluss der Hinrunde ist für Julian Metzger realistisch. „Das wären für uns noch acht Begegnungen. Selbst wenn wir erst im April wieder Spiele bestreiten könnten, würde das zeitlich noch machbar sein.“ Von diesen acht Partien wären vier gegen direkte Abstiegskonkurrenten. „Wir könnten uns den Klassenerhalt also selbst verdienen“, drückt es der 27-jährige Julian Metzger aus.
Die Hoffnung auf den Abschluss der Vorrunde hat auch Thorsten Schift von den Sportfreunden Schwäbisch Hall. Der Trainer hält diese Variante für „sportlich fair. Und sie ist allemal besser als eine Quotientenregel“. Mit dieser hatten die Sportfreunde in der vergangenen, abgebrochenen Spielzeit schlechte Erfahrungen gemacht, als sie um 0,04 Punkte den Aufstieg in die Verbandsliga verpassten. Könnte die Vorrunde zu Ende gespielt werden, hätten die Sportfreunde noch sieben Spiele, um den Aufstieg zu realisieren. Der Druck wäre in jedem Spiel da. Dem kann Thorsten Schift auch Positives abgewinnen. „Käme es so, dann wüsste jeder, um was es geht.“ In dieser Woche wollen sich die Haller wieder zu einer Videokonferenz treffen. Die jetzige lange Pause nagt an allen.
Beim TSV Obersontheim hat Trainer Michael Deininger „kleine Hausaufgaben“ an seine Spieler verteilt. „Homeworkouts sind das, wir haben jetzt leicht mit dem Training wieder angefangen.“ Der Aufsteiger, der auf Rang 13 der Tabelle steht, müsste bis zum Abschluss der Vorrunde noch sechs Partien absolvieren. All das weiß natürlich auch Michael Deininger, doch der Wiederbeginn ist für ihn gefühlt noch sehr weit weg. Er arbeitet für das Unternehmen 11teamsports. „Der Sport ist mein Job und ich mache ihn gerne. Und dennoch habe ich bei den Gesprächen mit den Kollegen gesagt: Momentan sind wir so weit weg vom Fußball wie noch nie.“ Die Annäherung soll wieder folgen, wann auch immer. Wenn es so weit ist, können alle mit Recht behaupten: „Die Kunst des Wartens – wir haben sie gelernt.“
Queller: Haller Tagblatt