TSV Ilshofen vs VfL Nagold 5:0
Die Zuschauer erfreuen sich an der Anfangsphase des Spiels, doch bald ist allen Beteiligten klar: Ein Fußball-Feuerwerk wird es nicht mehr. Dafür kann Ilshofen testen, wie ein Spiel ohne den Spielertrainer läuft.
Die Fußballsprache ist eine besondere. Wer den Sport nicht verfolgt, dem wird der Ruf „Jule, Erschter!“ einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Doch Fußballer wissen sofort, was gemeint ist – und reagieren schnell. In diesem Fall ist es Julian „Jule“ Riedl, der auf der linken Außenbahn samt Ball an seinem Gegenspieler vorbeisprintet. Er hört diese beiden Wörter. Gerufen hat sie Benjamin Kurz. Der bullige, aber auch sehr schnelle Offensivmann hat die Situation erfasst und rennt aus dem rechten Halbfeld in Richtung des kurzen Pfostens, also der Torbegrenzung, die näher zu Riedl ist. Im Fußballjargon eben auch mal „erster“ genannt, mit Dialektfärbung wird es zu „erschter“. Riedl jedenfalls flankt den Ball genau dorthin, Kurz kann durchlaufen und per Kopf zum 1:0 vollstrecken. Kurz zuvor hatte Volkan Demir aus aussichtsreicher Position vergeben. Es soll der Beginn von 15 für Nagold grausame Minuten sein.
Ilshofens Spielertrainer Ralf Kettemann wird nach dem Spiel sagen, dass „wir die Räume, die wir sonst nicht bekommen, genutzt haben“. Wieder so ein Fußballfachausdruck. Gemeint ist, dass Nagold es nicht schafft, Gegner zu decken und auch deren Laufrouten zu stören. Anders ausgedrückt: Ilshofen macht, was es will – und das, ohne sich allzusehr verausgaben zu müssen. Da kann Nagolds Trainer Thomas Schwarz noch so oft „Ordnung!“ von draußen hereinbrüllen.
Nach den zwei Treffern von Kurz ist fünf Minuten später Volkan Demir dran (15.), der so frei im Strafraum ist, dass er sich fast einsam vorgekommen sein muss. Keine fünf Minuten später hat Nagolds Torwart Fabian Bartels noch die Finger an einem Kettemann-Freistoß. Die anschließende Ecke köpft Lukas Lienert ins Tor, hat aber zuvor Foul gespielt. Zwei Minuten später ist Raul Crisan bei einem Kopfball alleine, bringt ihn aber nicht aufs Tor. Dann schießt Kurz knapp vorbei – alles sehr gute Chancen. Auch ein 6:0 ist möglich.
Nach rund einer halben Stunde kann sich Nagold einigermaßen sortieren. Gleichzeitig macht Ilshofen nicht mehr jeden Schritt. Zudem funktioniert nun Nagolds Abseitsfalle. Die Folge sind 60 größtenteils langweilige Minuten unterbrochen von zwei Varallo-Toren – jeweils nach guter Vorarbeit von Paul Weber. „Ich hätte mir mehr Geilheit auf Tore gewünscht“, meint Ralf Kettemann. Ungewohnt: Er geht nach 64 Minuten vom Feld – ein weiterer Beleg für die Dominanz der Ilshofener, schließlich pflegt der Spielertrainer in der Regel durchzuspielen. Ohne den Führungsspieler passiert wenig und es ist auch merklich ruhiger. Nur wenige Kommandos sind zu hören. Kettemann, der mit Mütze und Decke das Geschehen von draußen verfolgt, ist das nicht entgangen. Auch wenn sein Team im Vorderfeld der Tabelle stehe, sei es eben noch nicht so weit. Für Nagold sind das Luxusprobleme. Der VfL ist in dieser Verfassung Favorit auf den Abstieg.
Ilshofen bleibt auf dem vierten Rang. Bereits an Gründonnerstag geht es weiter. Dann ist Ilshofen um 20 Uhr zu Gast bei der TSG Backnang, die mit 23 Punkten nur knapp oberhalb der Abstiegsränge platziert ist.
Tore: 1:0 und 2:0 Benjamin Kurz (8., 10.), 3:0 Volkan Demir (15.), 4:0 und 5:0 Michele Varallo (76., 90.)
Ilshofen: Jürgen Groß, Raul Crisan, Mert Sipahi, Paul Weber, Julian Riedl (46. Johannes Haberlandt), Volkan Demir, Benjamin Kurz (68. Michele Varallo) , Ralf Kettemann (64. Florian Maas), Thomas Wenzel, Simon Wilske, Lukas Lienert.
Schiedsrichter: Stefan Jenninger (Adelmannsfelden)
Unter www.tsvilshofen-fussball.de/bilder gibt es die Bilder zum Spiel.