Saison 2013/2014: Der Neuensteiner Maximilian Gebert trägt das weiß-schwarze Trikot des SSV Ulm und gewinnt im WFV-Pokal-Viertelfinale mit 2:0 in Ilshofen. Vier Jahre später trifft er am Pfingstmontag im Pokalfinale mit dem TSV Ilshofen ausgerechnet auf seinen Ex-Club Ulm.
Herr Gebert, Ihr Team ist noch einen Schritt vom DFB-Pokal entfernt. Träumt man schon heimlich von Bayern München, Dortmund oder dem VfB Stuttgart?
Maximilian Gebert: Ja, ein bisschen vielleicht. Wir spielen jetzt im Pokalfinale und natürlich wollen wir gewinnen. Wir sind aber wie schon im Halbfinale der Außenseiter. Trotzdem können wir befreit aufspielen.
Für viele im Ilshofener Kader wird es das bisher wichtigste Spiel ihres Lebens sein …
Ja, das stimmt. Ich stand auch noch nie in einem Pokalfinale. Das ist eine absolut geile Sache. Die Herangehensweise in dieser Woche wird spezieller sein.
Inwiefern?
Seit dem Sieg gegen Großaspach merkt man die Euphorie im Verein und in der Mannschaft. Das hat uns definitiv noch einen Push gegeben, was auch die Ergebnisse in den letzten Spielen gezeigt haben.
Jetzt geht es gegen einen Gegner im Endspiel, den Sie sehr gut kennen …
Ich habe schöne Erinnerungen an Ulm. Ich habe viele Leute dort kennengelernt und mich weiterentwickelt, sportlich wie menschlich. Leider ging der SSV 2014 in die Insolvenz. Ich wäre damals gerne dortgeblieben, aber leider war die Zukunft des Vereins ungewiss.
Was macht den SSV aus?
Zum einen die Tradition, die Historie. Der Verein hat schon eine gewisse Strahlkraft, enormes Potenzial und auch viele Fans. Und mittlerweile sind sie wieder so aufgestellt, dass sie definitiv in den Profibereich, also dritte Liga, gehören.
Zu wem haben Sie noch Kontakt in der Ulmer Mannschaft?
Zu Johannes Reichert und gelegentlich zu David Braig. Das sind zusammen mit Torwartlegende Holger Betz die Akteure, mit denen ich damals noch zusammen gespielt habe. Regelmäßigen Kontakt habe ich auch noch zu Felix Nierichlo, der damals aber noch nicht da war.
Gehen da die Nachrichten vor dem Finale hin und her?
Nein (lächelt), über dieses Spiel reden wir im Vorfeld überhaupt nicht.
In Ihrer Ulmer Zeit haben Sie vom Fußball gelebt. Mittlerweile arbeiten Sie wieder. Wie ist Ihnen der Sprung zurück in die Arbeitswelt gelungen?
Bevor ich nach Ulm gegangen bin, habe ich eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann gemacht. Diesen Beruf habe ich dort quasi auf Eis gelegt. Als ich 2014 nach Hollenbach zurückgegangen bin, hat mir der FSV den Berufseinstieg erleichtert.
Wie merkt man den Unterschied zwischen nur Fußball als Hauptberuf und wenn man Fußball und einen anderen Beruf kombinieren muss?
Das Zweite geht schon an die Substanz. Täglich acht Stunden arbeiten und dann noch drei-, viermal die Woche Training ist viel, dazu kommen die Spiele samstags. Den körperlichen Verschleiß merkt man gegen Ende der Saison. Aber den Aufwand macht man gern. Ilshofen ist ja ein ambitionierter Verein, Verbandsliga soll da nicht das Ende sein. Daher muss man eben als Spieler diese Zeit auch investieren. Dies muss einem auch bewusst sein, wenn man dort spielt.
Wann haben Sie gespürt, dass es im WFV-Pokal sehr weit gehen kann?
Nach dem 7:2 im Viertelfinale gegen Sindelfingen. Das war eine beeindruckende Leistung. Und im Halbfinale daheim gegen den Drittligisten Sonnenhof Großaspach hatten wir nichts zu verlieren. Als Fußballer merkst du schnell, ob was möglich ist. An diesem Tag haben die kompletten Mechanismen gegriffen und wir sind in einen Flow gekommen. Dass wir dann Fußball spielen können, steht außer Frage.
Was muss nun im Finale funktionieren, dass die Sensation möglich wird?
Es ist kein Heimspiel. Das Stadion auf der Waldau wird für viele auf den ersten Blick beeindruckend sein. Aber das muss eher Auftrieb geben vor so einem Spiel. Die Zuschauerzahl wird im Vergleich mit den Heimspielen in Ilshofen ein Riesenunterschied sein. Zudem hat die Partie überregionale Bedeutung, auch wegen der Live-Übertragung im Fernsehen. Darauf müssen wir uns einstellen. Der Verein rückt ins Blickfeld. Wir haben da eine gewisse Verantwortung, auch für die Fußballregion Schwäbisch Hall. Ob wir am Ende den Pokal holen oder nicht? Ich denke, für dieses Spiel sind wir schon alle Gewinner. Jeder Einzelne im Team hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir im Finale stehen. Das ist auch schon viel wert. Wenn uns der Coup gelingen sollte, wäre das natürlich ein großer Ansporn für die letzten vier Spiele in der Liga, wo wir ja um den Aufstieg in die Oberliga kämpfen.
Autor: HT / Viktor Taschner