Mangelndes Vertrauen

Ilshofen. Die Gedanken, sich zurückziehen, hatte Dario Caeiro schon etwas länger. „Im Sommerurlaub war es dann so, dass ich von diesem Ehrenamt einfach nicht losgekommen bin, täglich damit zu tun hatte“, berichtet Dario Caeiro (rundes Bild), Vorstand Fußball beim TSV Ilshofen – noch, denn im Sommer 2023 soll nach 16 Jahren Ehrenamt beim TSV Schluss sein. „Nach so einer Zeitspanne darf man auch tschüss sagen“, meint er und doch geht es bei seinem Rückzug auch um etwas anderes: Vertrauen, beziehungsweise mangelndes Vertrauen.

Als der heute 38-jährige Caeiro vor etwas mehr als zehn Jahren die Fußball-Abteilungsleitung übernahm, spielte der TSV noch in der Kreisliga B, mittlerweile in der Oberliga. Die zweite Mannschaft hat gute Chancen in die Landesliga aufzusteigen. Auch die Jugendteams spielen deutlich höherklassiger. Die A-Junioren sind in der Verbandsstaffel und damit das höchstklassig notierte A-Jugend-Team des Altkreises. Der enorme sportliche Erfolg – der TSV Ilshofen spielte zuvor nie höher als in der Bezirksliga – ging einher mit wesentlich mehr Umsatz. „Die Fußball-Abteilung setzt teilweise das 20-fache von anderen Abteilungen um“, erklärt Herbert Schürl, 1. Vorsitzender TSV Ilshofen.

Der Aufstieg, auch finanziell, sorgte innerhalb des Vereins für Misstrauen. „Misstrauen gab es immer wieder mal zwischen den Abteilungen“, erinnert sich Herbert Schürl, der sich seit mehreren Jahrzehnten im Verein engagiert. Auch deshalb wurde schon vor vielen Jahren festgelegt, dass sich jede Abteilung selbst finanzieren muss, um bei möglichen Schieflagen nicht den Gesamtverein und damit die anderen Abteilungen zu beeinträchtigen. Vor zwei Jahren wurde wegen der anhaltenden Kontroversen die Satzung geändert und der Fußball-Vorstandsposten geschaffen, um die Gemüter zu beruhigen.

Außerordentlicher Einsatz“

Herbert Schürl übernahm damals den Posten des 1. Vorsitzenden, den er schon früher einmal innehatte. Dario Caeiro kümmerte sich zusätzlich für das Jahr 2020 um die Buchhaltung – freiwillig.  „Und das nicht nur für die Fußball-Abteilung, sondern für den gesamten Verein“, betont Herbert Schürl. „Teilweise habe ich nachts um halb zwei von ihm noch Mails mit Fragen zu den Buchungen bekommen“, beschreibt er Caeiros Einsatz, den er „außerordentlich“ nennt. All das sollte helfen, Misstrauen abzubauen. „Doch wir haben das nicht in den Griff bekommen“, stellt Herbert Schürl bedauernd fest. „Dann darf man auch sagen: Jetzt ist gut“, meint er hinsichtlich des Rückzugs. Caeiro bestätigt, dass das mangelnde Vertrauen ein Hauptgrund ist. „Was soll ich denn noch machen, dass die anderen mir vertrauen?“, fragt er in Richtung eines Teils der anderen TSV-Abteilungen.

Herbert Schürl bedauert den angekündigten Rückzug sehr. „Es wird unheimlich schwer werden, jemanden zu finden, der das so machen kann wie Dario.“ Auch er selbst hegt Rückzugsgedanken. Damals bei der Jahreshauptversammlung bekamen Caeiro und er jeweils etwas mehr als 70 Prozent der Stimmen, was vergleichsweise unüblich ist. Auch das nagt an den beiden.

Dass Dario Caeiro nun so frühzeitig seinen Rückzug angekündigt hat, begründet er damit, dass er mithelfen will, dass beim TSV „eine Lösung, ein neuer Weg gefunden wird“. Er selbst möchte sich nach seinem Rückzug nicht so schnell wieder engagieren. „Ich bin sehr, sehr weit weg davon, neue Aufgaben zu übernehmen.“

Quelle: Haller Tagblatt

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