Kurz ballert TSV Ilshofen ins Pokalfinale

WFV-Pokal: Sensation im Halbfinale

Wenn Fußballprofis zu Balljungen degradiert werden und der Großaspacher Trainer Sascha Hildmann zum schäumenden Vulkan an der Seitenlinie wird, spätestens dann ahnt der Ilshofener Fan: Die faustdicke Überraschung im WFV-Pokal deutet sich nicht nur an, sie ist in greifbarer Nähe.

Die Uhr zeigt an diesem sonnigen Frühjahrsabend die 75. Minute. Ein Klassenunterschied auf dem großen Ilshofener Naturrasenplatz ist nicht zu erkennen, ganz im Gegenteil. Dabei empfängt der Verbandsligist den Drittligisten. „Ich hätte drei bis vier Tore schießen müssen“, sagt TSV-Stürmer Benjamin Kurz gleich nach seiner Auswechslung, die er unter dem donnernden Applaus der rund 600 Ilshofener Fans genießen kann.

SG gedanklich schon im Finale

„Das war grauenhaft“, sagt der SG-Trainer kurz darauf. Beide Coaches sind sich einig: Die ersten Spielminuten waren entscheidend. Während Ilshofen sofort hellwach ist, sind die Großaspacher wohl bereits gedanklich im Finale. Ein erstes „Hallo-wach“ gelingt Paul Weber in der 6. Minute. Er erkämpft sich den Ball, findet allerdings in der Mitte keinen Abnehmer für seine Flanke. In der 14. Minute klingelt es im Großaspacher Kasten. Erneut Weber spitzelt den Ball in Richtung Spitze, Benjamin Kurz zieht auf und davon und verwertet überlegt zum 1:0.

Der Drittligist nimmt das hin, ohne sofort auf den Ausgleich zu drängen. TSV-Torhüter Karel Nowak klärt drei Minuten darauf vor Dominik Pelivan. Die Gäste spielen mit acht Mann aus ihrem Stammteam. Lediglich Ersatztorwart Maximilian Reule kam in dieser Saison noch auf wenig Einsätze. Das ist der 23. Minute zu sehen. Reule lässt einen strammen 20-Meter-Freistoß des überragenden Daniel Schmelzle zur Seite prallen. Michele Varallo erkämpft sich den Ball und passt in die Mitte, wo der sträflich freie Kurz aus sieben Metern keine Mühe hat, zum 2:0 zu verwerten. Die rotgekleideten Fans stehen Kopf.

TSV in allen Belangen besser

Wer nun erwartet hatte, dass die SGS den Druck erhöhen würde, sah sich getäuscht. Ilshofen bleibt kämpferisch deutlich überlegen, technisch und taktisch liegt der Verbandsligist ebenfalls leicht vorne. So kommt Sebastian Schiek mit einem 20-Meter-Schuss, der für den aufmerksamen Nowak kein Problem ist, zur zweiten – und letzten Chance des kompletten Spiels – für die Gäste (35.).
Dagegen werden die noch folgenden Minuten zu Benjamin-Kurz-Festspielen. Allerdings ohne weiteren Treffer. Besonders bewegend wird es in der 46. Minute: Kurz stürmt erneut auf Reule zu, schießt, die Fans jubeln. Doch der Ball geht Millimeter am Kasten vorbei. Auf der Tribüne beginnen die Fans der Einheimischen nervös zu werden. Wer so viele Chancen vergibt, der wird oft durch Gegentore bestraft. Dafür muss sich der Gegner allerdings bemühen. Was im Falle der SGS nicht der Fall ist.

Auch die Höchststrafe für Michael Vitzthum und Pascal Sohm, die SGS-Trainer Hildmann in der 41. Minute ausgewechselt hat, motiviert ihre Mitspieler nicht zu mehr Einsatz. Die Ilshofener stehen dicht am Mann. Spielertrainer Ralf Kettemann zeigt ein überragendes Spiel und peitscht seine Nebenmänner immer wieder zu Höchstleistungen an. Shqirim Binakaj bleibt nach einer schlechten Flanke in der 58. Minute nur ein Fluch: Mist, was sind dass für Bälle!

Abpfiff. Nach 94 Minuten brandet heftiger Jubel durch die TSV-Arena. Im Finale wartet am 21. Mai auf der Waldau der SSV Ulm – inklusive dem Ilshofener Luigi Campagna.