Keine Punkte gegen den Top-Favoriten aus Stuttgart

Noch lange nach Schlusspfiff stehen sie zu viert im kleinen Kreis auf dem Rasen. Ilshofens Trainer Julian Metzger, Vorstand Fußball Dario Caeiro, Co-Trainer Silas Probst und der spielende Co-Trainer Maximilian Egner. Die Mienen aller sind ernst, denn das 0:3 gegen die Stuttgarter Kickers bedeutet die fünfte Niederlage am Stück und das achte Spiel hintereinander ohne Sieg. Der TSV ist aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber Lörrach sogar auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. 

Dass die Ilshofener eine Partie gegen den Top-Favoriten aus der Landeshauptstadt verlieren, kann man als „normal“ verbuchen, schließlich wollen die Kickers mit aller Macht und viel Geld wieder zurück in die Regionalliga. Allerdings kommt es immer auch auf das Wie an. Und an diesem Samstagnachmittag kommt bei den 650 Zuschauern nie das Gefühl auf, dass die Ilshofener dem Gegner weh tun könnten.

Was Trainer Julian Metzger dann auch wirklich ärgert, ist die Art und Weise der Gegentore. Die ersten 15 Minuten verteidigt Ilshofen tiefstehend noch geschlossen alles weg. „Dann verlieren wir vorne den Ball und laufen praktisch in einen Konter. Das darf uns so nicht passieren.“ Die Kickers haben so mal etwas mehr Raum und nutzen ihn prompt. Konrad Riehle darf dann von links mit dem rechten Fuß in die Mitte ziehen und den Ball im langen Eck versenken. Danach bleiben die Stuttgarter klar spielbestimmend und setzen die Hausherren im Gegenpressing schon an dessen Strafraum unter Druck. Ilshofen kann sich davon nur selten befreien, oft bleibt nur der lange Ball, der fast immer von den Kickers abgefangen wird. Sonst lassen die Gäste den Ball laufen und zeigen sich viel robuster im Zweikampf, obwohl sie erst am Mittwoch noch gegen Ravensburg (2:2) noch im Einsatz waren.

Auch nach der Pause dominieren die Gäste, ohne an ihr Maximum gehen zu müssen. Das 0:2 nach 50 Minuten erzielt Kevin Dicklhuber. Nach einem Ballverlust im Spielaufbau bei Ilshofen schaltet Mijo Tunjic schnell und steckt auf Dicklhuber durch, der frei vor dem Tor eiskalt bleibt. Und vor dem 0:3 schlafen alle Ilshofener bei einem Freistoß, den wieder Tunjic schnell auf den durchstartenden Malte Moos ausführt. Moos lupft den Ball dann locker ins Ilshofener Tor. 

Zumindest ein Ilshofener konnte nach dem Spiel lachen. Luigi Campagna, Mittelfeldstratege der Kickers, ist in Ilshofen aufgewachsen. „Es war ein sehr besonderes Spiel für mich. Seit der D-Jugend habe ich hier nicht mehr gespielt. Meine Familie und viele alte Weggefährten waren heute da.“ Sein Team habe die Partie souverän nach Hause gebracht. „Wir hätten zielstrebiger nach vorne spielen müssen, dann hätte wir es noch deutlicher gestalten können. Aber in der englischen Woche waren am Anfang die Beine noch nicht so frisch.“ Dass er bis zu seiner Auswechslung nur 60 Minuten auf dem Feld gestanden ist, ärgert Campagna ein wenig. „Ich hätte gerne 90 Minuten gespielt, aber ich hatte schon früh eine gelbe Karte. Ich habe gemerkt, dass ich mir nicht mehr viele Fouls erlauben darf und deswegen ein Zeichen gegeben, dass ich raus sollte.“ 

Er gehört zu den Eckpfeilern in der Ilshofener Verteidigung. Daniel Schmelzle sei wie ein „zweiter Kapitän“, stellt Ilshofens Trainer Julian Metzger die Bedeutung des 27-Jährigen heraus. Für Schmelzle ist es bereits die zweite Etappe beim TSV. 2016 vom FSV Hollenbach gekommen, stieg er 2018 mit Ilshofen in die Oberliga auf und erreichte auch das WFV-Pokalfinale. Nach dem Aufstieg zog er aber erst zur Sport-Union Neckarsulm weiter und spielte anschließend für den FSV Bissingen, jeweils in der Oberliga. Seit Sommer 2020 schnürt er wieder die Schuhe für Ilshofen.

In der Partie gegen die Kickers erwischt auch Schmelzle nicht seinen besten Tag. Auch er wird von den Kickers-Stürmern konsequent angelaufen, sodass Schmelzle auch zum langen Pass gezwungen wird. Seine ansonsten gute Spieleröffnung ist gegen den starken Gegner nicht zu erkennen. Und seine Spezialität, die Freistöße mit dem linken Fuß, kann der Ilshofener mit der Nummer 4 erst kurz vor dem Schlusspfiff zeigen, aber der Ball fliegt drei Meter über das Tor. Will Ilshofen dieses Jahr die Klasse halten, muss sich das Team und auch Schmelzle nun schnell steigern.

Quelle: Haller Tagblatt