Große Vorfreude auf das Derby

Das erste Punktspiel-Derby zwischen Hall und Ilshofen steht an. Sportfreunde-Trainer Thorsten Schift erwartet von seinem Team einen Sieg. TSV-Spielertrainer Ralf Kettemann sieht bereits einen Punkt als Erfolg.

Neben dem Sportlichen beschäftigt eine Frage viele Fans: Wie viele Zuschauer werden in den Optima-Sportpark kommen? „Ich denke, zirka 800 zahlende und insgesamt um die 1000“, schätzt Sportfreunde-Vorstand Jürgen Lechner. Damit ist er am unteren Level. Die meisten gehen von 1000 bis 1500 aus. Das würde für die Fußballer einen Rekord in ihrem neuen Zuhause bedeuten. Allerdings liegen die Zahlen bei den Footballern deutlich höher. Der Haller Stürmer Serdal Kocak war angeschlagen und ist noch nicht im Kader. Ali Gökdemir hatte eine Erkältung und war bis Mittwoch krank. Dafür ist Matthias Haag von seinem Zehenbruch vollständig genesen. Allerdings hat es nun den anderen Innenverteidiger erwischt: Joshua Voigt laboriert an einer Entzündung im Schienbein.

„Ilshofen hat wenig zu verlieren. Wir sind deutlich mehr unter Druck. Wenn wir vorne dranbleiben wollen, müssen wir gewinnen“, sagt Halls Trainer Thorsten Schift. Er sieht „zwei Teams ohne große Unterschiede. Kleinigkeiten werden entscheiden.“ So ein Derby habe in der Region gefehlt. Schift erinnert sich: „Gegen den Tura kamen damals auch über 1000 Zuschauer.“

Er will mit „gewisser Freude und Lockerheit“ in die Partie gehen: „Aber der Druck liegt bei uns. Nach zwei Niederlagen können wir mit einem Derbysieg viel korrigieren.“ Ilshofen habe in den letzten Jahren eine ausgeglichene Mannschaft gebildet und besitze mit jungen Leuten aus der Region eine gute Mischung.

TSV-Spielertrainer Ralf Kettemann ist entspannt: „Wir sind immer geil auf Derbys.“ Er hat festgestellt, dass die Gegner in der Verbandsliga „noch fitter und robuster sind, und wir sind nach vorne nicht durchschlagskräftiger geworden.“ Vor allem wenn sich der Gegner hinten reinstelle, werde es schwierig. Sein Tipp: „Es ist alles in Ordnung, so lange wir alles geben. Wenn Hall gewinnt, wäre das normal. Wenn wir einen Punkt holen, sind wir zufrieden.“ Lukas Lienert laboriert an Muskelproblemen im Oberschenkel, Dominik Rummler an Rückenproblemen. Das Training sei trotz der Brisanz des Derbys normal verlaufen: „Alle waren motiviert.“ Kettemann vermutet, dass ein paar hundert Zuschauer aus Ilshofen ihr Team anfeuern werden: „Es wird einige in rot Gekleidete im Sportpark geben.“ Ilshofen beobachtet den Markt für Offensiv-Spieler. „Das ist eine offene Baustelle. Wenn sich da was auftun sollte, werden wir uns damit beschäftigen. Aber Stürmer sind rar“, sagt Kettemann. Er denkt auch an teaminterne Alternativen.

Patrick Frey hat gegen Neckarsulm als Sechser relativ offensiv agiert. Ob er gegen seinen Ex-Verein ebenso spielt? „Er ist ein intelligenter Spieler, ob als Sechser oder Innenverteidiger“, so Kettemann.

Info Sportfreunde Hall – TSV Ilshofen, Samstag, 14 Uhr; das Diak öffnet die Parkplätze gegenüber Aldi von 13 bis 14.30 Uhr; die zweite Stadionkasse beim Aldi ist geöffnet.

Interview mit dem ehemaligen Fußballtrainer Peter Kurz „Das Wasser wird weiter abwärts fließen“

Der Fußballertrainer Peter Kurz hat die Haller Sportfreunde und den TSV Ilshofen gecoacht. Vor dem ersten Punktspiel-Derby dieser beiden Vereine schaut der Haller zurück – und hofft auf einen Heimsieg.

Viele Fußballfans fiebern auf das heutige Derby Hall gegen Ilshofen hin. Wie ist das bei Ihnen?
PETER KURZ: Klar, ich bin schon sehr gespannt. Es ist eine besondere Konstellation. Mit das interessante ist, dass es diese Partie als Punktspiel noch nie gab. So eine Konstellation gibt es hier in der Gegend nicht allzu oft.

Wem drücken Sie die Daumen?
Ich denke, da werden auch meine Freunde in Ilshofen Verständnis haben: Ich habe fast 30 Jahre Sportfreunde auf dem Buckel. Da drücke ich Hall natürlich mehr die Daumen. Ich bin überzeugt, dass nicht viele Tore fallen werden. Aber das schließt nicht aus, dass es trotzdem ein interessantes Spiel wird.

Wenn Sie zum Sportpark kommen, welche Gedanken haben Sie?
Meine Erinnerungen hängen nicht nur mit Spielern, sondern vor allem auch mit dem Gelände zusammen. Es kommen mir viele Gedanken, wenn ich zur Auwiese runterfahre. Aber es gibt auch Erinnerungen, wenn ich nach Ilshofen fahre. Vor allem positive. Auch zuhause kommen Szenen aus eigenen Spielen hoch, die man noch einmal durchspielt. Das ist schon kurios, so nach Jahrzehnten. Aber irgendwo ist es abgespeichert.

Sie gelten als „Aufstiegs-Trainer“. Wie genau verlief dieser Teil Ihrer Fußballer-Karriere?
Aufstiege sind immer Gemeinschaftsleistungen. Ich habe die Sportfreunde in der Kreisliga A übernommen. Wichtig war: Es gab eine funktionierende A-Jugend mit dem Trainer Thorsten Schift und einige wenige Aktive, die dem Verein die Treue gehalten hatten. Einige junge Spieler konnte man überzeugen, in der Kreisliga anzutreten. Das waren zum Beispiel Fabian Kalis, Christian Neitzel, Patrick Frey oder Alexander Elli. Außerdem kamen Torwart Markus Klein und fürs Mittelfeld Viorel Ratoi, später zum Beispiel noch Oliver Schwerin sowie Achim und Michael Weiß. Der Zusammenhalt im Team war riesig. Im Rückblick war das eine tolle Zeit. Das alles hätte auch nicht funktionieren können, wenn das Team nicht so zusammengehalten hätte. In der Kreisliga A und der Bezirksliga über 100 Tore pro Saison geschossen, weniger als 20 bekommen. Da müssen alle Rädchen ineinander greifen.

Warum haben Sie nach vier Jahren in der Landesliga aufgehört?
Es waren gesamt sechs Jahre bei den Sportfreunden. Einmal sind wir noch knapp am Aufstieg in die Verbandsliga gescheitert. Es war nach den sechs Jahren genau der richtige Schritt, das Traineramt an Thorsten zu übergeben.

Warum gab es dann den Schritt nach Ilshofen?
Ich habe zuerst einmal ein Jahr Pause gemacht. Dann kam Dario Caeiro auf mich zu. Das mit Ilshofen war einerseits ein Freundschaftsdienst. Andererseits war es eine Herausforderung, da sich einige bereits versucht hatten, Ilshofen nach oben zu bringen. Wie bei den Sportfreunden ging es darum, den einen oder anderen jungen Spieler sofort einzubauen und mit den Etablierten und den Neuzugängen zu verzahnen. Ich führte viele Gespräche, um die Notwendigkeit zu zeigen, dass es trotz vieler guter Einzelspieler nur im Team geht.

Viele haben Dario Caeiro damals schon vor der Saison zur Meisterschaft gratuliert . . .
Allerdings. (lächelt) Da kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Mit dem 1:0 in Tüngental hatten wir einen guten Start. Nur das letzte bedeutungslose Spiel haben wir dann verloren. Die Jungs haben das überragend gemacht.

Warum blieben Sie dann nur das eine Jahr?
Das war so abgesprochen. Man muss einfach Prioritäten setzen. Im Moment sind das bei mir Familie und Beruf. Ich habe dem Fußball extrem viel zu verdanken. Aber irgendwann ist die Erkenntnis gereift, dass ich dem Fußball nichts schulde. Zu meiner aktiven Zeit war es so: Wenn bei Familienfesten einer gefehlt hat, dann war es ich wegen des Fußballs. Ich habe im Moment nur meiner Frau, meinen Kindern und meinem Arbeitgeber gegenüber eine echte Verpflichtung.

Wer wird heute während des Spiels neben Ihnen sitzen?
Mein Sohn Kimmy. Der ist total interessiert und schaut sich das Spiel wirklich 90 Minuten an, ohne mich zu nerven (lächelt). Eventuell auch meine Tochter Katie. Die ist zwar eher Turnerin, war aber auch beim VfB im Stadion schon zweimal dabei. Sie interessieren sich fürs Spiel. Da gibt es vor allem vom Kleinen viele Fragen. Aber er hat schon einiges aufgesaugt und trainiert selbst bei den Bambini in Hessental.

Wie wird die Stimmung nach dem Spiel sein?
Hoffentlich ruhig. Sollte es während des Spiels Emotionen gegeben haben, dann müssten diese wieder schnell abebben. Bei aller Brisanz wird auch danach das Wasser weiter kocherabwärts fließen. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, die Betonung liegt auf „Neben“.

Und wie geht die Partie aus?
2:1 für die Sportfreunde. Aber beide werden in der Tabelle vorne dabei sein. Das ist nicht nur eine Momentaufnahme. Wer allerdings bei der Ausgeglichenheit der Verbandsliga einen Meistertipp wagt, der müsste ein Mentalist wie Harry Sher sein.

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