Es ist keine Entscheidung, die ich über Nacht getroffen habe.

Es ist keine Entscheidung, die ich über Nacht getroffen habe. Vielmehr ist es ein längerer Prozess gewesen“, berichtet Jonas Wieszt. Der 29-Jährige, der beim Oberligisten TSV Ilshofen die unumstrittene Nummer 1 gewesen ist, hört mit dem Fußball auf. „Ich habe etwas den Spaß verloren. Und wenn ich sehe, mit welchem Herz und mit welcher Leidenschaft meine Mitspieler sowie Trainer und Offizielle dabei sind, dann musste ich feststellen, dass dies bei mir nicht mehr so vorhanden war. Ich war nicht mehr ich selbst.“ Deshalb sei es nun der richtige Zeitpunkt.

Den Entschluss habe er nach der Hinrunde im Dezember gefasst und dann Fußball-Vorstand Dario Caeiro mitgeteilt. Dieser ist nicht komplett überrascht, denn schon in den Vorjahren hatte Jonas Wieszt Rücktrittsgedanken und darüber auch offen gesprochen. „Er hat mit sich gekämpft, ob er weitermachen soll“, drückt es Dario Caeiro aus. Umgekehrt sagt Jonas Wieszt: „Dario hat mich immer unterstützt. Wir haben eine freundschaftliche Beziehung und ich bin froh darüber, dass ich nicht nur als Torwart gesehen werde, sondern als Mensch.“

Deshalb lässt ihn der TSV ziehen, „auch wenn es für den Verein katastrophal ist“, meint Dario Caeiro. „Jonas hat fünf Jahre bei uns einen geilen Job gemacht, drei Jahre davon als Nummer 1, war Teil des Mannschaftsrats und hat sich im Jugendtraining engagiert. Natürlich ist das absolut bitter für uns.“

Dambach ist die neue Nummer 1

Beim TSV Ilshofen wird aller Voraussicht nach Valentin Dambach als neue Nummer 1 in die Rückrunde gehen. Der 23-Jährige ist seit 2018 beim TSV und hat bislang vier Partien in der Oberliga für Ilshofen absolviert. „Er erhält seine Chance“, unterstreicht Dario Caeiro.

Der TSV Ilshofen ist derweil dennoch auf Torwartsuche. Eine neue Nummer 1 wird es wohl kaum werden, „außer es passt brutal“, wie es Dario Caeiro ausdrückt, aber ein dritter Torhüter sei unabdingbar. „Momentan haben wir Valentin Dambach und Marc Göltenboth für unsere erste und unsere zweite Mannschaft. Wenn einer ausfallen würde, hätten wir nur noch einen Torhüter für zwei Mannschaften.“

Jonas Wieszt freut sich nach rund 25 Jahren Fußball auf Anderes. „Ich bin offen für neue Themen und habe zwar Pläne, aber davon ist noch nichts spruchreif. Meine Entscheidung fühlt sich für mich jetzt richtig an. Sollte ich aber in einem halben Jahr feststellen, dass mir der Fußball fehlt, dann werde ich das neu bewerten.“ Vorläufig jedenfalls bleibt sein Spielerpass beim TSV Ilshofen.

Auf seine Karriere blickt er gerne zurück. „Es war eine schöne Zeit. Ich habe in dieser Zeit viele tolle Menschen kennengelernt.“ So habe er beispielsweise immer noch Kontakt zum VfB Stuttgart, auch wenn seine Zeit dort schon fast zehn Jahre zurückliegt.

Das Talent bekommt Jonas Wieszt, der am 3. August 1992 in Hall geboren wird, quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater Franz hütet jahrelang das Tor des FC Ottendorf. Dort erlernt Jonas Wieszt das Fußballspielen, ist dort bis zur D-Jugend. Nach einem Jahr beim TSV Gaildorf folgt der Wechsel zum TSV Crailsheim, wo er als C-Junior Oberliga spielt. Der VfB Stuttgart wird auf das Torwarttalent aufmerksam und holt Jonas Wieszt 2007 in seine Jugendabteilung.

Mit der B-Jugend des VfB Stuttgart wird er Deutscher Meister, hat aber nicht viele Einsätze. Sein Konkurrent heißt Bernd Leno. Doch als dieser zur zweiten Mannschaft hochgezogen wird, ist Jonas Wieszt Stammkeeper der A-Junioren. Mit 19 Jahren gibt er sein Profidebüt beim VfB Stuttgart II in der 3. Liga. Nach vier Einsätzen verletzt er sich schwer, muss ein halbes Jahr pausieren. Sein auslaufender Vertrag wird nicht verlängert.

In der Winterpause der Saison 2013/14 kommt er zu den Sportfreunden Schwäbisch Hall, spielt dort dreieinhalb Jahre in der Verbandsliga (102 Einsätze), ehe er im Jahr 2017 zum TSV Ilshofen wechselt, mit dem er ein Jahr später in die Oberliga aufsteigt. Insgesamt trägt er 65 Mal das Ilshofener Trikot. ⇥ruf

Quelle: Haller Tagblatt