„Die Trainer verfolgen eine klare Linie “ Ilshofener Torwart glaubt an Aufstieg

Als 46-Jähriger steht Peter Hartbrich noch im Tor des Landesligisten TSV Ilshofen. Im Interview erklärt er, wie ihm sein Bauchgefühl beim Rauslaufen viele mögliche Verletzungen erspart hat.

Ärgert es Sie, wenn man Sie als Urgestein im Tor bezeichnet?
PETER HARTBRICH: Da kamen schon so viele Begriffe. Ich sehe das auch als eine gewisse Wertschätzung.

Sie stehen seit mehr als 30 Jahren im Tor. Wie haben Sie sich in dieser Zeit verändert?
Je älter du wirst und je mehr Erfahrung du hast, desto besser kommst du mit Stresssituationen zurecht. Man wird ruhiger und man kann sich gezielter auf die wichtigen Aktionen im Spiel konzentrieren. Als junger Spieler meinst du, dass du dich profilieren musst und dass du vor anderen Leuten zeigen musst, wie gut du bist. Später weißt du, was du kannst und du spielst dein Spiel. Du erkennst, dass es nur eine Person gibt, der du etwas beweisen musst und das bist du selbst.
Wie gehen Sie mit kniffligen Situationen um?
Wenn man einen Fehler gemacht hat, weiß man das sofort. Ich habe von meinem ersten Trainer gelernt: Nach dem Spiel kann man sich darüber ärgern. Aber im Spiel muss man das abhaken. Wenn man das nicht kann, wird die nächste Situation zum nächsten Problem. Aber wenn man das hinbekommt, kann man weiter gut spielen.

Wie hat sich das Torwartspiel in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
In den 1990er-Jahren habe ich unter Rainer Adrion trainiert. Er hat als einer der ersten Viererkette spielen lassen. Da musste der Torwart viel mehr mitspielen und außerhalb des Strafraums agieren. Das ist mittlerweile Standard. Man muss das Spiel besser lesen können, auch außerhalb des Strafraums. Auch, um eingreifen zu können. Das Spiel wird weiter nach vorne verlagert, um problematische Situationen zu vermeiden. Früher ging es um die Fähigkeiten auf der Linie. Aber da war man im Spiel nicht so eingebunden, sowohl im Defensiv- wie im Offensivbereich: zum Beispiel zu erkennen, dass der Mittelfeldspieler den Ball schnell nach vorne spielen kann. Das schnelle Erkennen und Reagieren auf Spielsituationen zeichnet die guten Torhüter aus.

Wie halten Sie Ihren Körper fit?
Als richtig gelenkig will ich mich nicht bezeichnen. Als Jugendlicher habe ich viele Sportarten gemacht: Handball, Tischtennis, Faustball, Volleyball und so weiter. Ich habe durch mein Elternhaus eine sehr breite Grundausbildung im Sport genossen. Diese nicht einseitige Belastung des Körpers schützt vor Abnützung. Ich hatte ganz wenige Verletzungen. Davon profitiere ich. Die Leute, die schwere Verletzungen gleich am Anfang ihrer Karriere hatten, mussten meist früh aufhören.

Gibt es ein Geheimrezept?
Als Torwart musst du manchmal dazwischenhauen, das wird erwartet. Da hilft es, wenn dein Gegner weiß, dass du nicht zurückschreckst und deine Aktion durchziehst. Ich musste selten hart in einen Zweikampf reingehen. Es gab wenig Situationen, in denen ich verletzt wurde. Das liegt vielleicht auch an meiner Lautstärke; wenn man klar und deutlich ruft, dass man rauskommt. Manchmal hilft aber auch das Bauchgefühl, das dir sagt: Wenn du da rausgehst, kannst du dir nur wehtun.

Sie haben in Ludwigsburg in der Regionalliga gespielt. Hätte es mit dem Sprung in den bezahlten Fußball klappen können?
Ich habe in meiner Laufbahn einen größeren Fehler gemacht: Ich bin zu früh aus Ludwigsburg zum VfR Heilbronn gegangen. Ich hätte dort noch länger darum kämpfen sollen. Dann hätte ich weiterhin in höheren Klassen gespielt. Eine Partie, nachdem ich aus Ludwigsburg weggegangen bin, bekam der andere Torwart die rote Karte und ich wäre im Kasten gestanden.

Wohin will der TSV Ilshofen in den kommenden Jahren?
Wir haben zwei sehr erfolgsorientierte Trainer. Ich habe schon einige erlebt und kann das beurteilen. Dem übergeordneten Ziel muss sich jeder unterordnen. Wer der Meinung ist, persönliche Befindlichkeiten in den Mittelpunkt zu stellen, wird schnell merken, dass beide Trainer eine klare Linie verfolgen. Sie wollen immer so schnell wie möglich nach oben. Ralf Kettemann habe ich als sehr zielorientierten und jederzeit engagierten Trainer kennengelernt. Ich habe ein paar Coaches genießen dürfen, aber er ist einer – neben Rainer Adrion und Manfred Stephan – von dem man sich immer wieder etwas abschauen kann. Er will mit aller Macht aufsteigen und ordnet diesem Ziel vieles unter.

Und was kommt dann?
Dann gehen die Trainer die Verbandsliga mit ihren Zielen an.

Sind Sie so etwas wie die Vaterfigur?
Das glaube ich nicht. Es kommt nicht auf das Alter an, wie man in der Mannschaft angesehen ist. Das hängt mit der Leistung und dem Verhalten innerhalb des Teams zusammen.

Die Fragen stellte Guido Seyerle.