Der griechische Ex-Fußball-Profi Georgios Iakovakis sucht sein Glück in Hohenlohe

Ilshofen/Crailsheim

Georgios Iakovakis ist Profifußballer in Griechenland. Dann sieht er in seiner Heimat keine Perspektive mehr, weder sportlich noch wirtschaftlich. Er zieht nach Deutschland, um arbeiten und Geld verdienen zu können.

Wie so oft geht Ralf Kettemann auch am 25. November 2013 in das griechische Restaurant Artemis. Der frühere Profi ist Trainer des Fußball-Landesligisten TSV Ilshofen, das Artemis sein Crailsheimer Stammlokal. Die Chefs, Ilias und Panagiota Manafa, geben Kettemann einen Tipp: In ihrem Lokal arbeite seit kurzem ein Freund der Familie, „der hat Lust, Fußball zu spielen“.

Ilshofen hat einen Neuzugang, der nicht geplant war

Kettemann ist zunächst vorsichtig, holt Georgios Iakovakis am nächsten Tag aber ab und nimmt ihn ins Training mit. „Nach drei Minuten habe ich gesehen, dass er ein guter Fußballer und ein guter Typ ist, der in die Mannschaft passt“, erinnert sich der Coach. Ilshofen hat einen Neuzugang, der nicht geplant war.

Iakovakis kam im Herbst 2013 nach Deutschland. Die Manafas, denen das Restaurant gehört, waren seine Anlaufstelle, sie stammen wie Iakovakis aus Trikala. Dort, in dem Ort in der Mitte Griechenlands, beginnt die Geschichte von Iakovakis, dort wird er im Februar 1985 geboren. Er besucht das technische Gymnasium, wird Techniker für Kühlanlagen, aber seinen Beruf übt er nicht aus: Iakovakis verdient sechs Jahre lang sein Geld mit Fußball. Er tingelt durch die erste und zweite griechische Liga, spielt in sieben verschiedenen Mannschaften.

In Griechenland keine Zukunft mehr als Fußballspieler

Dann ist das Leben als Fußballprofi vorbei: Er bekommt Angebote von Teams aus der dritten Liga, aber die in Aussicht gestellten Gehälter sind niedrig. Iakovakis lehnt die Angebote ab. „Ich sah als Fußballspieler keine Zukunft mehr in Griechenland“, blickt Iakovakis auf jene Zeit im Sommer 2013 zurück.

Die Lage in seinem Heimatland ist prekär, viele andere Menschen streiken, weil auch sie zu wenig verdienen. Viele haben überhaupt keine Arbeit, „du musst Anwalt oder Zahnarzt sein, um vielleicht einen Job zu bekommen“, sagt Iakovakis. Die meisten seiner Freunde „sitzen zuhause und leben von der Rente ihrer Eltern“. Die Arbeitslosenquote bei den 25 bis 30 Jahre alten Griechen betrage etwa 70 Prozent, erzählt Iakovakis.

Er ist 28 Jahre alt, als er einen Neustart wagt. Also fliegt er im Herbst 2013 nach Deutschland, in jenes Land, das er vor Jahren mit der griechischen U-20-Fußball-Nationalmannschaft bereiste. Jetzt aber kommt Iakovakis, um zu bleiben. Er will arbeiten und Geld verdienen, er will angemessen bezahlt werden für das, was er tut.

Iakovakis kommt in ein Land mit disziplinierten Menschen, so jedenfalls schätzt er die Deutschen ein. „Ohne Disziplin erreicht man nichts“, betont der Grieche. Seine Landsleute seien lockerer, „aber sie haben keine Disziplin“. Griechenland sei ein „warmherziges“ Land, „aber alle Griechen wollen es gut haben und gut leben. Sonne, Geld haben und nicht arbeiten – wie soll das funktionieren?“ Auf die Frage, wer denn Schuld habe an der Misere in seinem Heimatland, die Politiker oder die Leute, antwortet Iakovakis: „Die Leute, weil sie nicht diszipliniert sind.“ Dazu kommt die Korruption, „die macht ein Land kaputt“.

Heimweh nach der Familie

In Griechenland sei es derzeit „ganz schwer“, ständig werde gestreikt. Piloten und Busfahrer tun es, auch Ärzte, „Leute können deshalb nicht operiert werden“, sagt Iakovakis. Ob es besser wird, „was morgen ist und welche Zukunft Griechenland hat“, das alles „weiß keiner“. Hier in Deutschland habe er Heimweh nach seiner Familie, aber „nicht nach dem Land, so wie es jetzt ist“. Er gehe erst dann wieder nach Griechenland zurück, „wenn es dort besser ist“.

Trotz des Neustarts: In Deutschland holt den heute 29-Jährigen seine Vergangenheit ein. Er spielt wieder Fußball, beim Landesligisten TSV Ilshofen, „nicht wegen Geld, sondern weil es mir Spaß macht“. Sein Trainer, Ralf Kettemann, der ihn im November 2013 zunächst mit Vorbehalten mit ins Training nahm, lobt Iakovakis Art und Spielweise. „Er kommt in der Mannschaft sehr gut an, wir sind sehr glücklich mit ihm“, sagt der 27-Jährige.

„Meine Tore sind nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Mannschaft gut zusammenarbeitet“, sagt Iakovakis. Den Spruch hören Sportinteressierte oft im Fernsehen, aber in diesem Fall charakterisiere er treffend den Menschen, sagt Kettemann: „Das ist kein platter Spruch von ihm, das nehme ich ihm wirklich ab.“ Dann bescheinigt der Coach seinem Schützling das, was Iakovakis bei vielen seiner Landsleute vermisst. „Georgios“, sagt Kettemann, „ist sehr diszipliniert“.

Zur Person vom 23. Juli 2014

Georgios Iakovakis wird am 18. Februar 1985 in Trikala geboren. Die Stadt liegt in der griechischen Region Thessalien. Iakovakis steht als Fußballprofi mehrere Jahre in den Kadern griechischer Erst- und Zweitligisten. Seit Herbst 2013 arbeitet der 29-Jährige in dem griechischen Restaurant Artemis in Crailsheim. In seiner Freizeit spielt Iakovakis Fußball beim Landesligisten TSV Ilshofen.