„Das Maximale herauskitzeln“

Für Daniel Schmelzle und den TSV Ilshofen beginnt an diesem Samstag die Oberliga-Saison.
Die Vorfreude ist groß, auch wenn noch vieles unsicher ist. Von Hartmut Ruffer

Als Daniel Schmelzle im Juli 2020 zum TSV Ilshofen zurückkehrte, sprachen die Verantwortlichen vom „Königstransfer“. Der heute 27-jährige Verteidiger sollte eine tragende Säule innerhalb des Mannschaftskonstrukts sein – und wurde es auch. An diesem Samstag nun beginnt für den TSV Ilshofen mit dem Heimspiel gegen Rielasingen-Arlen die vierte Spielzeit in der Oberliga. Daniel Schmelzle, den sie beim TSV alle „Dan“ nennen, macht deutlich, dass diesmal der Auftakt ein ganz besonderer Moment ist – nicht nur für ihn persönlich, sondern für die gesamte Mannschaft. Er ist zudem davon überzeugt, dass der TSV am Ende der Saison Grund zum Feiern haben wird.

Herr Schmelzle, ein Saisonauftakt ist immer mit Vorfreude und Anspannung verbunden. Fühlt es sich verglichen mit den Vorjahren diesmal anders an?

Daniel Schmelzle: Auf jeden Fall! Es ist diesmal eine ganz andere Vorfreude da, bei uns allen. Wir hatten fast acht Monate keinen Fußball. Da hat man gemerkt, was einem fehlt. Jetzt dürfen wir wieder spielen, zumal vor unseren eigenen Fans. Da ist die Vorfreude riesig!

Diese Vorfreude konnte man bei den zwei Auftritten im WFV-Pokal aber nicht oder nur kaum bemerken. Warum hat sich der TSV gegen zwei Landesligisten so schwergetan und ist in Kaisersbach ausgeschieden?

Darüber haben wir im Anschluss lange diskutiert. Letztlich muss sich jeder an die eigene Nase fassen. Vielleicht hatten wir diese „Wird schon irgendwie klappen“-Einstellung.

Wie haben Sie die Partie in Kaisersbach wahrgenommen?

Ungefähr ab der 60. Minute kamen bei mir Gedanken auf. Wir waren in Überzahl, haben es aber irgendwie nicht ausspielen können. Als es dann in der Nachspielzeit den Freistoß für Kaisersbach gab, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, nämlich: „Das würde passen, wenn der jetzt reinfällt.“ Manchmal spürt man so etwas, und dieses Gefühl hatten andere von uns auch. Tja, und dann schießt der Kaisersbacher den Ball genau in den Giebel.

Zumindest ist der TSV Ilshofen damit die Doppelbelastung los …

Das kann man so sehen, da wir keinen großen Kader haben und momentan auch ein paar angeschlagene Spieler. Andererseits: Das WFV-Pokalfinale mit dem TSV Ilshofen vor ein paar Jahren war ein absolutes Highlight. Das erlebt man nicht oft. Jetzt haben wir den absoluten Fokus auf die Oberliga.

Was für eine Saison erwarten Sie?

Mir fällt das extrem schwer einzuschätzen, und ich stehe damit auch nicht alleine da. Ich habe noch einige Kontakte zu meinen ehemaligen Vereinen Neckarsulm und Bissingen, und auch dort sieht es ganz genauso aus. Klar, wir bekommen schon mit, welcher Verein welchen Spieler holt, aber was das für die Saison bedeutet, weiß niemand so richtig.

Was bedeutet das hinsichtlich des Auftaktgegners Rielasingen-Arlen?

Ich persönlich spiele zur Saisoneröffnung lieber gegen Rielasingen-Arlen als gegen die großen Favoriten Freiberg oder die Stuttgarter Kickers. Das wäre mental eine wesentlich extremere Sache, gerade jetzt, wo keiner genau weiß, wo er steht.

Es ist bekannt, dass Sie im Sommer einige Angebote anderer Vereine hatten. Was hat Sie letztlich dazu bewogen, beim TSV Ilshofen zu bleiben?

Natürlich hat der Faktor Oberliga einiges herausgerissen. Ich bin 27 Jahre alt, und da sehe ich mich schon noch in der Oberliga und nicht in der Verbands- oder Landesliga. Es gibt aber noch einen weiteren, sehr wichtigen Aspekt für mich, warum ich geblieben bin, nämlich die Kameradschaft innerhalb des Teams. Ich habe zehn Jahre in Hollenbach gespielt, und da waren wir schon ein eingeschworener Haufen. Aber was hier in Ilshofen auf privater Ebene passiert, ist für eine Oberliga-Mannschaft nicht normal. Zusätzlich bin ich nun stellvertretender Kapitän, was eine Ehre für mich ist und auch das Standing innerhalb der Mannschaft zeigt. Das spornt mich an. Keiner rechnet mit uns. Ich will mithelfen, das Maximale herauszukitzeln.

Auch wenn Corona die Spielzeiten drastisch verkürzte, hat es manchmal den Anschein, dass manche Gegner immer noch nicht wissen, für welchen Fußball der TSV Ilshofen steht.

Diesen Eindruck habe ich manchmal auch. Wenn sich die Gegner schon nach 25 Minuten gegenseitig anschnauzen, dann wissen wir, dass die sich das anders vorgestellt haben. So etwas pusht einen sehr. Wenn dann noch ein Tor für uns fällt, ist das natürlich gut für uns (lacht).

Dafür benötigt man eine Kaltschnäuzigkeit, die der TSV nicht immer an den Tag gelegt hat.

Das stimmt schon, aber wir tun auch etwas dafür, dass sich das ändert.

Wie meinen Sie das?

Nach jedem Training, das bei uns rund 1:45 Stunden dauert, heißt es von unseren Trainern: „Jetzt kann jeder, der Bock hat, noch machen, was er will.“ Dann sieht man 22 Spieler, die Extraschichten einlegen. Die Stürmer üben Abschlüsse, ich meistens Freistöße. Das gibt viel Sicherheit.

Der TSV Ilshofen hat lediglich zwei Neuzugänge. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Ich betrachte das als Vorteil, da wir bereits, so gut es eben aufgrund der Coronapause geht, schon eingespielt sind. Bei nur wenigen Zugängen fällt die Integration auch leichter. Wir gehen ohnehin sehr offen mit unseren Neuen um, aber ich habe das früher schon erlebt, dass man bei fünf, sechs oder noch mehr Neuen einfach etwas länger braucht, um einen Draht zueinander aufzubauen.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl soll also den TSV Ilshofen durch die Saison tragen. Vorausgesetzt, dass die Runde zu Ende gebracht werden kann: Wo landet der TSV, wenn man bedenkt, dass es voraussichtlich sechs Absteiger geben wird?

Mindestens auf Platz 14, eher noch besser!

Quelle: Haller Tagblatt,