Fußball Der Oberliga-Vorletzte TSV Ilshofen trennt sich von seinem Trainer Michael Hoskins. Hauptgrund seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Von Hartmut Ruffer
Im Dezember hatten sich Dario Caeiro und Michael Hoskins gleich zweimal zu- sammengesetzt. Der Vor- stand Fußball des TSV Ilshofen und der Trainer des Oberli- ga-Teams besprachen die sportli- che Situation. Der TSV Ilshofen hatte nach einer Niederlagenserie zum Abschluss des Jahres 2:0 ge- gen Rielasingen-Arlen gewonnen und dadurch den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze gewahrt. Dennoch: Der TSV war Vorletzter. Allen war klar, dass der März mit einigen Duellen gegen unmit- telbare Konkurrenten mindestens vorentscheidend werden wird.
Dario Caeiro und Michael Hos- kins einigten sich darauf, dass der Verein die Möglichkeit bekommt, das Arbeitsverhältnis zum Ende des März zu beenden. Caeiro und Hoskins bestätigen unabhängig voneinander diese Übereinkunft. Gedacht war sie dafür, dass der TSV bei weiteren Misserfolgen reagieren kann.
An Corona und eine Unterbre- chung oder gar an einen Abbruch der Saison dachte damals keiner. Doch die Pandemie rückte näher. Ende Februar aber konnte noch gespielt werden. Der TSV Ilsho- fen verlor zum Punktspielauftakt des Jahres 2020 mit 0:5 gegen den VfB Stuttgart II und mit 0:3 beim SV Linx. Danach gab es keine Be- gegnungen mehr. In Linx heimsten die Ilshofener noch viel Lob des SV-Trainers Thomas Leberer ein, doch letztlich brachte das keine Punkte. „Fußball ist ein Er- gebnissport. Sportlich betrachtet waren wenig Argumente da“, gibt Michael Hoskins zu. Dario Caei- ro nennt den negativen Auftakt auch: „Ja wir hatten viel Pech. Aber wie oft sollen wir noch Pech haben?“. Doch er stellt heraus: „Hauptargument für die Tren- nung war die Entwicklung auf- grund der Corona-Pandemie.“ Die Trennung von Hoskins, im Hauptberuf Werkreal- und Real- schullehrer, sei auch eine finanzielle Entscheidung.
Hinter den Trainer gestellt
Nach neun sieglosen Spielen war der Druck vor der letzten Ober- ligabegegnung des Jahres 2019 gegen Rielasingen-Arlen immens.
Hätte Ilshofen nicht gewonnen, wäre die Trennung wohl schon damals erfolgt. Doch der TSV ge- wann, Caeiro positionierte sich und stellte sich hinter den Trai- ner. „Das tat wahnsinning gut“, bemerkt Michael Hoskins. Ein Teil der Mannschaft fremdelte anfangs mit der direkten Art des Trainers, der verbal härter agier- te als Vorgänger Ralf Kettemann. Doch beide Seiten gingen aufein- ander zu, was auch Spieler wie Benjamin Kurz bestätigten.
Die Trennung zum jetzigen Zeitpunkt hat Michael Hoskins nicht sehr überracht – „auch wenn sie natürlich weh tut. Aber im Moment gibt es Wichtigeres als Fußball.“ In dieser Sondersi- tuation müsse durch Lohnver- zicht und andere Unterstützung dafür gesorgt werden, dass die Vereine nach der Corona-Zeit überleben können.
„Viel Spaß gemacht“
Sein Engagement in Ilshofen be- wertet Michael Hoskins positiv. „Die Arbeit mit der Mannschaft hat sehr viel Spaß gemacht. Das Team hinter dem Team, die Trainerkollegen und Fans haben uns immer unterstützt.“ Er habe eine Mannschaft im Umbruch über- nommen und dieser Umbruch sei auch teilweise gelungen. „Wenn wir in der Hinrunde 20 Punkte ge- holt hätten – was absolut möglich war –, dann wären wir in einer an- deren Situation gewesen. Aber klar war nach den Gesprächen im Dezember, dass der März das Kri- terium wird. Und natürlich lief nicht alles perfekt. Wir haben zwar meist gut gespielt, hatten aber zu viele Momente ohne den entscheidenden Punch.“
Das Arbeitsverhältnis ist aufgelöst, dennoch werden sich Dario Caeiro und Michael Hoskins in einigen Wochen wieder gegenübersitzen. „Wir haben ver- einbart, noch einmal miteinander zu reden, wenn klar ist, wie es weitergeht“, erklärt Dario Caei- ro. Momentan wisse er das nicht. Die Oberliga pausiert bis auf Wei- teres. Wie die Saison bei einem Abbruch gewertet wird, ist offen. Und viele Sponsoren haben aktu- ell ganz andere Sorgen als sich um die Unterstützung einer Fußballmannschaft zu kümmern.
Kommentar von Hartmut Ruffer
Der Zeitpunkt der Trennung mag den einen oder anderen verwundern, angesichts der Klausel, die Dario Caeiro und Michael Hoskins im Dezember miteinander vereinbart haben, erscheint der Zeitpunkt aber in einem anderen Licht. So ist die Trennung, insbesondere in Zei- ten von Corona, durchaus nachvollziehbar. Zudem dürfte der Vorstand Fußball im Hinterkopf gehabt haben, dass der Trainerjob nicht der Haupterwerb von Michael Hoskins ist.
Michael Hoskins trat keinen einfachen Job an. Die Ära Kettemann hatte den Verein und dessen Umfeld geprägt. Und ja, es gab anfangs Kommunikationsschwierigkeiten. Andererseits: Es lief bis zum elften Spieltag ziemlich gut. Danach kam es zu einer Abwärtsspirale, aus der das Team trotz zum Teil ordentlicher Leistungen nicht mehr herausfand. Hoskins spricht davon, dass manchmal der letzte Punch gefehlt habe. Das ist richtig. Die Frage nach dem Warum ist ein Bild aus vie- len kleinen Mosaiksteinchen. Die letzte, komplette Überzeu- gung hatte wohl nicht jeder Spieler, obwohl die Teamstim- mung insgesamt immer noch als gut galt. Eine Trennung im Schlechten war es nicht, sonst würden beide Seiten anders darüber sprechen und es erst recht kein Treffen mehr geben.